21
Apr
2007

'Born in the sixties'

In jüngster Zeit kreiste die Diskussion oft um den demographischen Wandel, der alle westlichen Gesellschaften in vergleichbarer Weise betrifft. Zuvor war von der so genannten "Generation Golf" viel die Rede. Die Wirtschaft sollte sich jedoch stärker mit den Jahrgängen auseinandersetzen, die zwischen 1960 und 1969 geboren wurden, schreibt Eike Wenzel, Mitglied der Geschäftsleitung und Chefredakteur des Zukunftsinstituts http://www.zukunftsinstitut.de in der aktuellen Ausgabe des Informationsdienstes Trendalert http://www.trend-alert.net.

".... Die Zielgruppe 'Born in the sixties' verfügt beispielsweise über ein überdurchschnittliches Haushaltsnettoeinkommen: 5,28 Mio. der 35- bis 44-Jährigen verdienen mehr als 2.500 Euro pro Monat", schreibt Wenzel. Wer sich nicht mit dieser Konsumentenschicht auseinander setze, unterschlage eine bedeutsame Zielgruppe: konsumkritisch, aber durchaus auch konsumaffin,
luxus- und vor allem serviceorientiert
.

Laut Statistischem Bundesamt http://www.destatis.de zählt diese Generation insgesamt 14,1 Mio. Menschen - also jeder fünfte erwachsene Deutsche gehört zu dieser Gruppe. Sie sind Deutschlands Marken- und Konsumpioniere und mit großen Brands wie Lego, IKEA und McDonald's aufgewachsen: "Seitdem haben sie jedoch einen markanten Bedürfniswandel vollzogen.
Die Zielgruppe 'Born in the sixties' ist die Konsumelite, die in den USA auch als 'Conscious Consumer' bezeichnet wird.

Dahinter verbirgt sich das Bedürfnis nach nachhaltigen, individuellen und hochwertigen Produkten."

In dieser Generation sei die Vereinbarkeit von Familie und Job selbstverständlich. Arbeitgeber und Konsumindustrie müssten sich darauf einstellen, so die Analyse des Zukunftsinstituts. ... Knapp vier Mio. der Männer zwischen 35 und 44 Jahren sind aktive Väter. ... Die Werbung insbesondere im Fernsehen richtet sich jedoch noch viel zu sehr an die so genannte Hausfrau, die sich scheinbar allein um die Familie kümmert, auch wenn sie neudeutsch als Familienmanagerin bezeichnet wird. Väter kommen dort oft gar nicht vor.
Die Konsumentenansprache durch die Medien muss der Tatsache stärker Rechnung tragen, dass sich das Familienbild geändert hat. Und das gilt besonders für die Generation, die in den sechziger Jahren geboren wurde". Begriffe wie "typisch weiblich" oder "typisch männlich" hätten sich längst überholt.

... "Während die Frauen dieser Generation wie selbstverständlich die ehemals männlich dominierten Lebensbereiche für sich beanspruchen, verhäuslichen im Gegenzug die Männer. Produkthersteller haben bereits auf diesen Trend reagiert, und so gibt es nicht nur Toaster und Wasserkocher im Porsche-Design und Espressomaschinen und Kaffee von Lamborghini, sondern auch Kinderwagen, die wie Sportgeräte eingesetzt werden können."


Link zum gesamten Artikel ( pressetetxt ).

10
Apr
2007

Kein „Gebärstreik“ der Akademikerinnen

Die Zahl kinderloser Akademikerinnen sei lange überschätzt worden, weil man Geburten nach Vollendung des 35. Lebensjahres nicht ausreichend gezählt habe. Außerdem seien im Mikrozensus jene Kinder, die das Elternhaus schon verlassen haben, nicht hinreichend berücksichtigt worden. „Inzwischen bleiben insgesamt mehr als 20 Prozent aller Frauen in Deutschland kinderlos.

Bei Frauen aus den alten Bundesländern, die ein Universitätsexamen oder den Abschluß an einer Technischen Universität besitzen, liegt die Kinderlosigkeit deutlich über dem Durchschnitt. ... „Egoismus und Karrierestreben sind nicht der Grund, sondern entscheidend ist der späte Abschluß der universitären Ausbildung.“

Nach dem Examen wollten die Akademikerinnen ihre Investitionen in die Ausbildung in eine „stabile Arbeitsmarktposition umsetzen“. Vielen Frauen bliebe nur ein „Zeitfenster von wenigen Jahren“, um das erste Kind auf die Welt zu bringen. Fehle in dieser Zeit ein Partner, dann blieben diese Akademikerinnen trotz Kinderwunsch kinderlos.

Nach einer neueren Studie des Max-Planck-Instituts für Demographie in Rostock zur Situation in Schweden, entscheidet nicht der Grad der akademischen Bildung darüber, ob der Kinderwunsch erfüllt wird, sondern die Art des Berufes. Frauen, deren Beruf viel Flexibilität und Zeit fordert, bleiben demnach überdurchschnittlich häufig kinderlos. Haben Frauen dagegen Berufe, die es ihnen erlauben, neben der Arbeit Kinder zu betreuen, ist die Kinderlosigkeit deutlich geringer. Eine niedergelassene Ärztin bliebe demnach seltener kinderlos als die Abteilungsleiterin in einer Unternehmensberatung.

Text FAZ, Rüdiger Soldt, Mai 2006
Link zum Artikel

4
Apr
2007

Geburtenraten im Vergleich

Immer weniger Kinder in den Industrieländern ...

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In nahezu allen Industriestaaten entscheiden sich immer mehr Menschen gegen Nachwuchs - Deutschland steht mit diesem Problem also nicht alleine da. Die Gründe sind vielfältig.
Ein Überblick über die Situation in einigen Ländern:

USA - 2,1 Kinder pro Frau:
Die USA brauchen sich eigentlich keine Sorgen zu machen. Denn sie erfüllen genau die Quote, mit der die Bevölkerung eines Industrielands in etwa stabil bleibt - für jedes erwachsene Paar wächst sozusagen ein neues nach. Die vergleichsweise hohe Geburtenrate ist wesentlich auf die Gebärfreudigkeit von Einwandererfamilien zurückzuführen. Die Perspektive eines weiter wachsenden hispanischen Bevölkerungsanteils wird in den USA jedoch sehr kritisch diskutiert. Familienpolitik spielt in den Vereinigten Staaten keine große Rolle: Eltern genießen zwar Steuervorteile, andere Beihilfen gibt es aber nur für bedürftige Familien.

Dänemark - 1,8 Kinder pro Frau: In Dänemark werden mehr Familien gegründet als in vielen anderen Ländern Europas: Die Däninnen bringen durchschnittlich 1,8 Kinder zur Welt, und das, obwohl die Frauenerwerbsquote mit rund 72 Prozent deutlich über dem EU-Durchschnitt (56 Prozent) liegt. Ein Grund dafür dürfte das gute Angebot an staatlicher Betreuung sein: Rund 92 Prozent der Drei- bis Fünfjährigen und über die Hälfte aller Kinder bis zwei Jahre besuchen Kindergärten oder Krippen. Zudem gibt es in Dänemark eine bezahlte Erziehungszeit von insgesamt 52 Wochen. 18 Wochen davon entfallen auf den Mutterschaftsurlaub, der Vater darf sich nach der Geburt zwei Wochen lang frei nehmen. Die restlichen 32 Wochen Elternzeit können Vater und Mutter unter sich aufteilen. In dieser Zeit beziehen sie laut einer OECD-Studie im Schnitt 60 bis 70 Prozent ihres letzten Gehalts, im öffentlichen Dienst und einigen anderen Branchen wird der volle Lohn weitergezahlt.

Österreich - 1,4 Kinder pro Frau: Die Geburtenrate in Österreich liegt etwas höher als in Deutschland (1,36 Kinder). Besonders Eltern von kleinen Kindern werden vom Staat großzügig unterstützt: Der Mutterschutz dauert 16 Wochen (acht vor und acht nach der Geburt), und für ihr jüngstes Kind erhalten Eltern bis zu dessen drittem Geburtstag 436 Euro monatlich. Danach sinkt der Betrag auf 105 bis maximal 153 Euro, abhängig von Alter und Zahl der Kinder. Unzureichend sind nach einer Untersuchung des Europäischen Instituts für Sozialpolitik dagegen die Betreuungsmöglichkeiten: Es fehlten 46.000 Kindergarten- und Hortplätze, stellte das in Wien ansässige Institut in seiner im Frühjahr veröffentlichten Studie fest.

Polen - 1,3 Kinder pro Frau: Bei der niedrigen Geburtenrate in Polen dürften finanzielle Probleme eine Rolle spielen. Nach Zahlen des europäischen Statistikamts Eurostat waren im vergangenen Jahr 37 Prozent aller Polen unter 25 arbeitslos, insgesamt liegt die Erwerbslosenquote bei 18 Prozent. Seit kurzem gibt es für die Geburt eines jeden Kindes 1000 Zloty (250 Euro). Einige regionale Regierungen haben die Summe um weitere 1000 Zloty aufgestockt. Die Regierung plant außerdem, jungen Müttern bis zu einem Jahr Erziehungsurlaub zu gewähren. Bislang können sie der Arbeit nur 16 Wochen lang fernbleiben, ohne ihren Job zu riskieren.

Italien - 1,3 Kinder pro Frau: Die als kinderlieb gepriesenen Italiener setzen kaum noch Nachwuchs in die Welt - Frauen bekommen im Schnitt 1,3 Kinder. Die Gründe für die niedrige Geburtenrate sind vielfältig. Angesichts einer hohen Jugendarbeitslosigkeit (24 Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung unter 25 haben keinen Job), niedrigen Einstiegsgehältern und vergleichsweise teuren Mieten leben viele Italiener noch mit 30 bei ihren Eltern. Zudem sind Kindergartenplätze ausgesprochen knapp. Seit 2005 erhalten Eltern für jedes neugeborene oder adoptierte Kind eine Einmalzahlung von 1.000 Euro.

Japan - 1,25 Kinder pro Frau: Die Geburtenrate in Japan ist seit Jahren niedrig. Als Gründe werden die hohen Lebenshaltungskosten und die zunehmende Berufstätigkeit von Frauen bei gleichzeitiger Wahrung einer traditionellen Rollenverteilung vermutet: Berufstätige Mütter können auf wenig Unterstützung des Mannes zählen. Verstärkt wird dieses Problem noch durch die ausgesprochen langen Arbeitszeiten in Japan. Die Betreuungsmöglichkeiten außerhalb der Familie sind begrenzt: Die Kindertagesstätten verfügen landesweit über rund 2,1 Millionen Plätze, es gibt aber allein in der Altersgruppe bis vier Jahre rund sechs Millionen Kinder. Für Nachwuchs bis zum Alter von zwölf Jahren erhalten Eltern Kindergeld in Höhe von monatlich 5000 Yen (etwa 30 Euro). Das Haushaltseinkommen einer vierköpfigen Familie darf hierfür 8,6 Millionen Yen (rund 55.000 Euro) im Jahr jedoch nicht überschreiten.

LINK zum Artikel (Tagesschau).

Kita-Plätze in Deutschland

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LINK zum Artikel.


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"Kinderkrippen schaden einem Kind nicht"

Kinderkrippen schaden einem Kind nicht -
vorausgesetzt, die Eltern bauen die Fremdbetreuung
in ihre Erziehung ein.

Diese Meinung vertritt die Krippenforscherin Lieselotte Ahnert,
Professorin für Entwicklungsforschung an der Universität Köln.

Ein interessantes Interview, im Volltext nachzulesen
unter www.tagesschau.de. LINK zum Artikel.

13
Mrz
2007

Das Rote Kreuz

Wir fühlen uns dem Roten Kreuz als Organisation sehr verbunden. Als langjährige freiwillige Helfer kommen wir
der Bitte nach Verlinkung mit Vergnügen nach !

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Das Österr. Rote Kreuz

Alle RK Links findet man auch unter 1859.eu

Adam und Eva

Der Standard, Wochenendausgabe vom 10. März 2007
Beilage "ALBUM"


Beitrag von Sybille Hamann, Dossier Kinderbetreuung


"Was ist das größte Problem für Frauen?", heißt es ständig. Die Antwort lautet: "Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie." Allein die Diagnose nervt, weil sie Kinder zur Frauensache macht.


Jeder kennt die Geschichte. Sie ist tausende Male passiert. Adam und Eva, beide berufstätig, gehen eine Beziehung ein. Sie räumen abwechselnd den Geschirrspüler aus, zahlen im Restaurant abwechselnd die Rechnung, fühlen sich als gleichberechtigte Menschen. Weil alles so schön und harmonisch ist, ist ein Kind unterwegs. Und dann schlägt die Geschichte zu. Die beiden haben sich nämlich am Küchentisch zusammengesetzt und überlegt, wie sie das mit dem Kind auf die Reihe kriegen. Adam verdient mehr als Eva (er hat nämlich Informatik studiert, sie Kunstgeschichte). Da ist es nur logisch, dass sie eine Zeit lang daheim bleibt und er das Geld heranschafft. Das sei natürlich nur ein vorübergehendes Arrangement, versichern sie einander. Sobald das Baby krabbeln kann, werde man sich etwas anderes überlegen. Dann wechsle man ab. Dann komme er dran. Dann stelle man einfach wieder auf Gleichberechtigung um. Zu den drögen Mutti-Vati-Eltern gehören wir nämlich nicht, sagen Adam und Eva, nie und nimmer. Küchenschürze und Pantoffeln kommen uns nicht ins Haus.

Dann ist das Baby also da. Die schicke Eva-Mama, den iPod im Ohr, schiebt den Buggaboo über den Naschmarkt und schlägt im Drogeriemarkt die Zeit tot. Abends kommt der schicke Adam-Papa aus der Arbeit, es ist wieder einmal ein bisserl später geworden. Die Verantwortung lastet jetzt schwer auf seinen Schultern, er muss ja neuerdings eine Familie ernähren. Doch, selbstverständlich schaukelt auch er das Baby, wenn er Zeit hat, man ist ja im Prinzip gleichberechtigt. Doch wären die beiden ehrlich, sie müssten zugeben: Aus der Nähe betrachtet, ist das ganze Arrangement dem drögen Mutti-Vati-Modell nicht sehr unähnlich, den iPod vielleicht ausgenommen.

Der Rest der Geschichte ist schnell erzählt. Das Baby will Brei. Weder Adam noch Eva tragen ein Gen in sich, das sie zum Brei-Anrühren prädestiniert. Aber sie hat, in all den Monaten daheim, schon ein bisserl Routine mit dem Pulverzeug aus dem Drogeriemarkt. Er zögert kurz – vielleicht macht er den Brei zu heiß oder zu bröselig, dann weint das Baby, und er ist schuld? Sie rührt also den Brei. Sie rührt dreimal den Brei. Und wenn er es beim vierten Mal zaghaft versuchen will, schubst sie ihn beiseite, denn jetzt kann sie es besser, garantiert. Eva weiß inzwischen eben genauer, wie das Baby tickt. Sie versteht, was es meint, wenn es sich am Ohr zupft. Sie muss zugeben, dass sich Adam, wenn er dem Baby den Pullover über den Kopf zieht, ein bisserl ungeschickt anstellt. Sie fragt sich, ob man die beiden wirklich den ganzen Tag allein lassen kann. Ob sie nicht doch noch ein paar Monate länger daheim bleiben sollte, zumindest bis das Kleine gehen kann?

Und dann ist es wieder einmal passiert. Während das Baby sich zum Kleinkind ausgewachsen hat, ist Eva Mutti geworden. Sie ist zuständig und wird irgendwie zuständig bleiben, weil sie all die tausend Dinge einfach routinierter, selbstverständlicher auf die Reihe kriegt: Sie hat den Überblick, wann die Feuchttücher ausgehen, sie weiß, welche Salbe für welchen Popozustand die beste ist, welche Sorte Früchtebrei am wenigsten gezuckert ist, und sie wird die Termine mit den Tagesmüttern in ihrem Kalender notieren.

Adam ist gleichzeitig Vati geworden. Er hört sich alles nach Feierabend interessiert an und kommentiert. Aber so wirklich, richtig geht es ihn eigentlich nichts an. Er hat anderes zu tun. Obwohl: Eigentlich hat Eva ebenfalls anderes zu tun. Selbstverständlich arbeitet sie inzwischen wieder, eine dröge Hausfrau wollte sie ja nie sein. Doch sie ist anders berufstätig als er. Sie erledigt einen Auftrag zwischendurch am Küchentisch und macht ihre Telefonate mittags, wenn das Baby schläft. Sie arbeitet, wenn das Kind gesund und fröhlich ist; wenn es hingegen Durchfall hat, verschiebt sie ihre Termine; wenn der Babysitter ausfällt, ebenso. Sie hat ein schlechtes Gewissen, wenn sie aus dem Haus geht, obwohl es gerade Zahnweh hat. Er hat kein schlechtes Gewissen, denn das würde am Zahnweh nichts ändern. So geht die Geschichte, jeden Tag in Österreich. "Was ist das größte Problem für Frauen?", heißt es tausendfach in Zeitungsartikeln, Diskussionsveranstaltungen und Expertenstudien. Die Antwort lautet, tausendfach: "Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie." Einerseits ist diese Diagnose natürlich richtig. Gleichzeitig nervt sie. Sie nervt, weil sie, wieder einmal, Kinder zur Frauensache macht. Sie zurrt die Verantwortung für deren Wachsen, Wohlergehen und Gedeihen an den Müttern fest, und zwar ausschließlich an ihnen.

Natürlich darf eine Mutter einen Beruf ausüben, klar, sie soll sogar, wir sind ja fortschrittlich (und brauchen überdies ihr Geld und ihre Arbeitskraft). Wenn sie das locker mit dem Popowischen "vereinbaren" kann – cool! Wenn sie es irgendwie nicht schafft – na ja, dann muss sie mit dem schlechten Gewissen halt leben lernen. Oder sich eine Alternativlösung überlegen. Sind doch sonst immer so kreativ, die Frauen. Soll ihnen halt was einfallen! Genau dieser perfiden Logik entspricht die herrschende Ideologie zum Thema Kinderbetreuung. Hört man der Debatte in Österreich zu – man könnte den Eindruck bekommen, Krippen, Kindergärten, Horte seien gar nicht für die Kinder da, sondern für die Frauen. Nicht "Bildungseinrichtungen" werden sie genannt, in denen Kinder sich sozial entwickeln und Wichtiges fürs Leben lernen. Sondern "Betreuungseinrichtungen", die Müttern beim "Vereinbaren" helfen, wenn die mit der "Doppelbelastung" nicht zurande kommen. Das Wort klingt nach bewachter Garderobe, an der man Kinder vorübergehend ablegen kann, wenn man grade alle Hände voll hat.

So ähnlich funktionieren Kindergärten in weiten Teilen Österreichs, vor allem auf dem Land, tatsächlich. Sie schenken Eva ein paar Stunden am Vormittag, damit sie den Termin bei der Krankenkasse wahrnehmen kann, die neuen Küchenfliesen aussucht, die Angebote für den Familienurlaub vergleicht. Die Zeit ist gerade lang genug, dass sie einmal ordentlich zum Putzen kommt und den Großeinkauf für die Woche erledigt. Dann geht sich noch schnell Kochen aus, bevor das Kind um zwölf wieder abgeholt werden soll.

Die prinzipiell zuständige – und physisch jederzeit verfügbare – Mutti wird bei dieser Art Betreuung selbstverständlich vorausgesetzt und stillschweigend immer mitgedacht. Sie steht den ganzen Tag daheim bereit, falls sie gebraucht wird. Beim Eislaufen oder Museumsbesuch soll sie mitkommen. Zu Ostern soll sie Nestchen basteln, im November Laternen, zwischendurch Buchstaben in Kuchenform, und dann bitte auch noch Flöte üben. Eva kann sich diesen romantisch imprägnierten Erwartungen natürlich forsch widersetzen, auf ihren Ruf als Rabenmutter pfeifen und aufs Ganze gehen. Dann lässt sie das Kind bis drei Uhr nachmittags in der Krippe (immer vorausgesetzt, sie hat sofort nach der Geburt des Kindes einen Platz reserviert) und geht zusätzlich halbtags arbeiten. Selbstverständlich kriegt sie dabei keinen Fuß auf den Boden – denn wie soll man etwas weiterbringen zwischen neun und zwei, wenn die wirklich wichtigen Dinge erst nach Dienstschluss bei ein, zwei Bier besprochen werden?

Eva hat ein schlechtes Gewissen, wenn sie wegen der Feuchtblattern schon wieder Pflegeurlaub nimmt – sowohl gegenüber dem Kind als auch gegenüber den Kollegen. Wenn die Lehrerin anruft, weil das Kind sich beim Toben das Knie aufgeschlagen hat, murmelt sie etwas von einem Kundengespräch und hetzt aus der Tür. Sie macht die Schwindelei wett, indem sie anderntags zwischen neun und zwei gleich viel arbeitet wie die anderen in Vollzeit, bloß um die Hälfte des Gehalts. Sie wird auf keine Fortbildungsseminare geschickt, für keine aufregenden Projekte eingeteilt und kommt prinzipiell für keine Leitungsfunktion infrage. Natürlich nicht, möchte man fast sagen. Ist doch eh klar.

Es ist nämlich jetzt so: Adam-Vati ist weiterhin Fleischhauer, Architekt oder Sparkassenangestellter, mit intakten Aufstiegschancen, so als sei nichts geschehen. Eva-Mutti hingegen ist nun, egal was sie vorher war, eine "doppelt belastete Mutter" mit einem "Vereinbarkeitsproblem". Er verfolgt seinen Arbeitsalltag unirritierbar, je mehr Kinder, desto besser, eine Familie zeugt schließlich von Verantwortungsbewusstsein und intakten Werten. Sie hingegen steht unter permanentem Erklärungsnotstand, muss sich rechtfertigen vor Vorgesetzten, Schwiegereltern und Nachbarn. "Was tun Sie denn, wenn das Kind krank wird?", fragt der Chef, wenn sie sich für eine Beförderung bewirbt, und: "Sind Sie sicher, dass sich das alles ausgeht bei Ihnen?"

Spätestens hier beginnt das schöne Wort "Wahlfreiheit" schal zu klingen. Die Wahl haben Frauen erst, nachdem vorab die primären Zuständigkeiten geklärt, gestempelt und akzeptiert sind. Du kannst es dir aussuchen: Langeweile als Hausfrau oder Doppelbelastung als berufstätige Mutter. Deine Kinder, deine Entscheidung, dein Leben. Aber glaub bloß nicht, dass mich das als Mann auch nur irgendwie beeinflusst. Schon fügen sich all die ideologischen Spukbilder, die die Debatte dieser Tage so unerträglich machen, nahtlos ineinander. Die schicke Super-Power-Karriere-Mutter, die locker mit Handy und Babyrasseln jongliert, während sie einen Weltkonzern leitet, paradiert, als Parodie ihrer selbst, durch die Hochglanzillustrierten. Die überforderte Prolo-Mutter, die ihre Kinder mit Chips und Videospielen vollstopft, wird von der "Supernanny" als Zombie im Unterschichtenfernsehen vorgeführt. Gemeinsam ist beiden, dass sie bemitleidenswerte Gestalten sind – und mit ihrer "Vereinbarkeitsfrage" in der Gesellschaft ziemlich allein dastehen.

Wollte man die Kinderbetreuungsdebatte mit einem Schlag versachlichen und verehrlichen, es wäre gar nicht schwer. Es würde reichen, eine simple Wahrheit auszusprechen: Vereinbarkeit ist kein Problem, das in den weiblichen Genen liegt. Kinder sind Männersache. Wetten, es ginge plötzlich alles sehr viel einfacher?

Sibylle Hamann ist seit 1995 profil-Redakteurin

Link zum Artikel: http://diestandard.at/?url=/?id=2799529

12
Mrz
2007

Wessen Problem sind die Kinder !?

Sind die Kinder ein Problem ?!

Ich bin oft sprachlos über die Formulierungen, die rund um die aktuelle Diskussion der Kinderbetreuung entstehen. Kein Wunder, dass viele junge Menschen gedanklich von Haus aus von der Idee der Familiengründung Abstand nehmen, wenn Kinder ständig als "Problem" diskutiert werden und sogar in der Schule die Elternschaft als Armutsfalle dargestellt wird.
Umso trauriger noch, dass das meist auch der Wahrheit entspricht.

Mir gefällt die Diskussion, die nun in Deutschland und in Österreich geführt wird, die wichtigsten Elemente möchte ich hier festhalten.
Über Frau von der Leyen wurde hier ja bereits berichtet.

Martin Bartensteins Beitrag zum Thema spricht mich sehr an:

Wien – Martin Bartenstein sagt, er denke heute über viele Dinge anders als früher. Und zwar wegen seiner Frau und seiner Familie: "Ich habe für die Politik eine allein erziehende, berufstätige Mutter von fünf Kindern zurückgelassen, das prägt." Wohl am meisten Frau Bartenstein selbst, aber offenbar auch den Herrn Minister, denn der fordert nun für einen ÖVP-Politiker beinahe Revolutionäres zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Bartenstein zum Standard: "Jedes Kind bis zehn Jahre soll Anspruch auf einen ganztägigen Betreuungsplatz haben, wenn die Eltern den Bedarf haben."

Wichtig sei, dass ein Kind fixe Bezugspersonen habe – "das muss nicht nur die Mutter sein". Zwischen dem dritten und sechsten Lebensjahr sei die Betreuung gut, meint Bartenstein, aber: "Wir müssen auch davor und danach etwas tun." Er spreche von "qualitätsvoller Betreuung", sagt der Minister – und er denke dabei auch an Tagesmütter.

Hier müsse "eine Lösung her", findet Bartenstein, "und zwar gemeinsam mit den Ländern". Warum ihm dies gerade jetzt ein Anliegen sei? "Die Debatte in Deutschland ist wichtig und richtig, und auch in Österreich müssen wir sie jetzt führen." Und damit keine Missverständnisse aufkommen: "Die deutsche Familienministerin Ursula Van der Leyen ist eine mutige Frau." Man könne auch hierzulande "nicht wegschauen, uns fehlen die Kinder". Denn: "Frauen haben nur dann die gleichen Berufschancen, wenn sie am Arbeitsmarkt annähernd gleich verfügbar sind wie Männer." Dafür bräuchte es ganztägige Betreuung – oder Frauen entscheiden sich gegen Kinder.

Das ist insofern erstaunlich, als Bartenstein in der schwarz-blau-orangen Regierungszeit stets die Politik seiner ÖVP unterstützte, die da lautete: "Wahlfreiheit für Frauen". Was die meisten ÖVP-Männer als "Freiheit, daheim zu bleiben" interpretierten. Bartenstein will zu diesen nie gehört haben, immerhin habe er das "Berufsverbot" in der Babypause aufgehoben, indem er Zuverdienstgrenzen beim Kindergeld eingeführt habe. Doch er verhehle nicht: "Es wäre besser gewesen, das schon früher zu diskutieren." Und dass es in der ÖVP "Leute gibt, die da nicht einer Meinung mit mir sind", sei ihm klar – "aber immer mehr sind meiner Meinung".

Überhaupt will Bartenstein von Ideologie nichts mehr wissen:
"Die eindimensionale Sichtweise der Linken, dass nur eine berufstätige Frau eine gute Frau ist und der Rechten, dass nur eine Mutter, die daheim bleibt, eine gute Mutter ist, bringt uns nicht weiter."
Daher, so Bartensteins Forderung:

"Wir brauchen einen neuen Feminismus."

(Petra Stuiber; DER STANDARD; Print-Ausgabe, 10./11.3.2007)

Ergänzend dazu einen doch recht interessanten Artikel aus www.tagesschau.de über ein Kinderbetreuungsmodell im brandenburgischen Schwedt :

Große Nachfrage bei 24-Stunden-Kita


Während Politiker erbittert über die Finanzierung neuer Kita-Plätze streiten, hat man im brandenburgischen Schwedt längst eine Lösung gefunden. Dort bietet der Kita-Verein "Schnatterenten" eine 24-Stunden-Betreuung an - und kann sich vor Anfragen kaum retten.

... Während Politiker noch darüber streiten, wie neue Kita-Plätze finanziert werden sollen, hat der Kita-Verein eine Lösung gefunden. Allerdings: Ohne ehrenamtlichen Einsatz gäbe es die Kita nicht. Sie ist inzwischen so erfolgreich, dass kein Kind mehr aufgenommen werden kann. Kitaleiterin Marlies Helsing: "Aus anfänglich drei Kindern sind inzwischen 24 Kinder geworden. Nur ein Teil von ihnen ist in Schicht-Betreuung. Aber auf unserer Warteliste stehen nur noch Schicht-Kinder. Deshalb denken wir, dass wir notwendig sind und dass die Eltern unser Angebot brauchen." ...

Der ganze Artikel :
http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID6482152,00.html

Link zu den Schnatterenten

8
Mrz
2007

Der 8. März

Heute sind alle Zeitungen voll vom Thema
"Internationaler Frauentag".

Morgen nicht mehr.

Daher hier ein Text dazu aus der Tagesschau.de
damit er auch noch länger nachzulesen ist.

Der 8. März: Internationaler Frauentag


Die Wurzeln der über 90-jährigen Geschichte des Internationalen Frauentages liegen bei den Sozialistinnen des beginnenden 20. Jahrhunderts - allen voran der deutschen Sozialistin Clara Zetkin (1882 - 1910). Sie forderte beim II. Kongress der Sozialistischen Internationale 1910 in Kopenhagen die Einrichtung eines jährlichen internationalen Frauentags - ein Tag, an dem weltweit die Frauen für ihre Rechte demonstrieren sollten.
"Keine Sonderrechte, sondern Menschenrechte", wie Zetkin damals in der sozialistischen Frauenzeitschrift "Die Gleichheit" zu ihrer Frauentags-Forderung erklärte.

Ein Jahr später, am ersten Internationalen Frauentag 1911, gingen in Deutschland, Österreich, Dänemark und der Schweiz die Frauen auf die Straßen und forderten vor allem eins: das Frauenwahlrecht.
Denn außer in Finnland durften Frauen 1911 in keinem europäischen Land ihre Stimme abgeben, auch in den USA nicht. Dem weiblichen Teil der deutschen Bevölkerung wurde dies 1919 erstmals bei den Wahlen zur Nationalversammlung der Weimarer Republik gestattet. In den folgenden Jahren kamen Foderungen wie gleicher Lohn für gleiche Arbeit, der Acht-Stunden-Arbeitstag oder ausreichender Mutter- und Kinderschutz dazu. Forderungen, die aus der sozialistischen Arbeiterinennbewegung hervorgingen.


Der 8. März

Erst 1921 bekam der Internationale Frauentag sein festes Datum. Die 2. Kommunistische Frauenkonferenz legte den 8. März fest. Grund dafür waren einerseits eine Arbeiterinnendemonstration 1917 in St. Petersburg, die unter anderem mitverantwortlich für den Beginn der so genannten Februarrevolution gewesen sein soll. Andererseits sollte damit an den Streik New Yorker Textilaebeiterinnen 1857 erinnert werden, die sich damit erstmals für bessere Arbeitsbedinungen eingesetzt hatten.
In den folgenden Jahren bis zur Machtergreifung Adolf Hitlers demonstrierten die Frauen in Deutschland am 8. März auch für das Recht auf legalen Schwangerschaftsabbruch. Unter der NS-Herrschaft wurde der Internationale Frauentag abgeschafft. Stattdessen fürderten die Nazis den Muttertag - und führten für viel Gebärende das silberne oder goldene Mutterkreuz ein.


Revival in den siebziger und achtziger Jahren

Während in der DDR der 8. März zwar nicht mehr als Frauenkampftag, sondern als "Ehrentag" der Frauen gefeiert wurde, entdeckten ihn die Frauen in der Bundesrepublik erst durch die feministische Bewegung der späten siebziger Jahre als Aktionstag wieder. Sie gingen auf die Straße, um unter anderem für das Recht auf legale Abtreibung zu demonstrieren, gegen Gewalt gegen Frauen und die Gleichberechtigung auf dem Arbeitsmarkt und in der Politik zu fordern.
Heute, am Beginn des 21. Jahrhunderts, heißt das neue Schlagwort "Chancengleichheit".

Britta Scholtys, tagesschau.de

28
Feb
2007

Studie über Doppelkarrierepaare mit Kindern

Wir folgen einem Hinweis im neuesten Victress Newsletter und wiederholen ihn gerne hier :

In Fortführung der Studie über Mütter in Führungspositionen wird EAF gemeinsam mit der Bertelsmann-Stiftung eine Untersuchung über "Doppelkarrierepaare mit Kindern" durchführen. Hierfür werden Paare gesucht, die Führungspositionen in der freien Wirtschaft wahrnehmen
und in denen beide Partner Familie und Karriere erfolgreich miteinander vereinbaren.

Ansprechpartnerin ist Kathrin Walther / 030-28879841 / walther@eaf-berlin.de

EAF, Europ. Akademie für Frauen in Politik und Wirtschaft



...

Interessantes zum Download

2005 Report on Women and Entrepreneurship

Global Entrepreneurship Monitor, Babson College
and London Business School

22
Feb
2007

Elterngeld aus österr. Sicht

http://derstandard.at , Birgit Baumann

Ursula von der Leyen ist eine bemerkenswerte Politikerin...

Leyen-und-Elterngeld

Sie ist Mutter von sieben Kindern, erledigt ihren Job als deutsche Familienministerin dennoch klaglos und lebt damit genau das vor, was vielen Männern in der Union noch immer nicht ins Familienbild passen will: Mutterschaft und Beruf lassen sich miteinander vereinbaren.

Einerseits sind die Unions-Männer ja froh, dass von der Leyen eine Vorzeigeministerin im schwarz-roten Kabinett ist. Andererseits ist sie ihnen unheimlich. Denn seit die Niedersächsin als Ministerin angetreten ist, hat das traditionelle Familienbild der Union schwere Schrammen abbekommen. Zunächst hat von der Leyen das von der SPD favorisierte Elterngeld durchgesetzt. Seit Beginn dieses Jahres bekommt der Elternteil, der beim Kind bleibt, eine Lohnersatzleistung. Im Höchstfall sind das 1800 Euro monatlich. Das ist kein Pappenstiel und erschwert vielen Paaren nun eine bis dato klassische Ausrede: Leider muss Mama beim Kind bleiben, weil Papa ja verdienen muss. Jetzt kann also auch Papa leichter Windeln wechseln und Brei kochen – ein "Gehalt" hat er ja trotzdem.

Doch kaum haben sich die Konservativen in der Union von diesem Schock erholt, will von der Leyen Kinderkrippen ausbauen, damit mehr Buben und Mädchen unter drei Jahren außer Haus betreut werden können. Dieses Vorhaben ist der logische nächste Schritt nach der Einführung des Elterngeldes. Denn was nützt diese staatliche Unterstützung, wenn nach spätestens 14 Monaten Bezugsdauer erst wieder die Mutter zu Hause bleiben muss, weil es nicht genug Kindergartenplätze gibt?

Doch viele Unions-Männer wollen die Realität nicht sehen. Dabei leistet Verbraucherminister Horst Seehofer (CSU) mit Frau, drei Kindern und schwangerer Freundin ohnehin unfreiwillig praktische Nachhilfe. Deutlicher als er kann man kaum zeigen, dass es die heile Familienwelt immer seltener gibt und jede Frau auf ihre finanzielle Unabhängigkeit achten sollte.

Wir schließen uns Frau Baumann an.

...
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